Cromwell

Cromwell
Cromwell
 
['krɔmwəl],
 
 1) Oliver, englischer Staatsmann, * Huntingdon 25. 4. 1599, ✝ London 3. 9. 1658, Vater von 2); entstammte dem niederen Landadel und entwickelte sich früh zum strengen Puritaner. Cromwell wurde 1628 ins Unterhaus gewählt, 1640 Mitglied des »Langen Parlaments« und trat gegen den Absolutismus Karls I. und die anglikanische Kirchenhierarchie auf. 1642 schuf er sich seine Reitertruppe, die Ironsides (»Eisenseiten«), die zum Sammelpunkt der Independenten (Kongregationalismus) wurde. Mit ihr siegte Cromwell im Bürgerkrieg 1644 über die königliche »Kavaliere« bei Marston Moor und (nach einer von ihm erwirkten Reform des Parlamentsheeres 1644/45 und der Bildung einer »New Model Army«) 1645 bei Naseby. Danach gerieten die Independenten in Gegensatz zu den Presbyterianern des Parlaments. Nach der Flucht des Königs von Hampton Court auf die Insel Wight (November 1647), wo er ein Bündnis mit den Schotten schloss, gab Cromwell die Absicht auf, Karl I. zu schonen. Er besiegte die Schotten 1648 bei Preston und schloss danach die Presbyterianer zugunsten der Independenten aus dem Parlament aus. Unter dem »Rumpfparlament« wurde der König 1649 hingerichtet und die Republik, das »Commonwealth of England«, gebildet, in dem Cromwell Vorsitzender des Staatsrates war. Er schlug danach einen Aufstand der Iren blutig nieder, besiegte erneut die Schotten bei Dunbar (3. 9. 1650 und den in England eingedrungenen Karl II. bei Worcester (3. 9. 1651. Cromwell ging auch gegen sozialrevolutionär-radikale Gruppierungen vor (1649 Unterdrückung von Erhebungen der Levellers). In ständigem Kampf mit dem Parlament suchte Cromwell dessen Zustimmung zu seiner Politik gewaltsam durch mehrfache Auflösung zu erzwingen, sodass zeitweilig eine reine Militärdiktatur herrschte. Die Verfassung vom Dezember 1653 gab Cromwell als »Lord Protector« eine gleichsam monarchische Stellung, obwohl er den ihm 1657 vom Parlament angebotenen Königstitel ablehnte. 1649 ließ er eine ozeantüchtige Flotte bauen. Mit ihr führte er den siegreichen Kampf gegen den Handelsrivalen Niederlande (1651 Navigationsakte, 1652-54 Seekrieg) und danach gegen die See- und Kolonialmacht Spanien (1655 Eroberung Jamaikas, 1658 Dünkirchens). Damit begründete er die Weltstellung Englands. Obwohl er für Religionsfreiheit eintrat, neigte er doch zum religiösen Fanatismus und hielt sich und das englische Volk für die Auserwählten Gottes. Diese Idee sowie seine puritanische Gestaltung des öffentlichen Lebens haben in England nachhaltig weitergewirkt. Sein Plan, die gesamte protestantische Welt gegen Spanien um sich zu scharen, musste scheitern, weil er die Bedingtheiten der autonomen europäischen Staatenpolitik und die Prinzipien der kontinentalen Staatsräson verkannte.
 
Cromwells Bild in der zeitgenössischen und wissenschaftlichen Literatur war stets umstritten, nicht zuletzt wegen der Verschlossenheit seiner Person. Die neuere Forschung kommt zu einem vergleichsweise ausgewogenen Urteil über seine politische Leistung, die durch Reformbereitschaft und Suche nach Stabilität sowie innenpolitischem Ausgleich charakterisiert wird.
 
 
wurde die Auseinandersetzung zwischen Cromwell und Karl I. im Drama von A. Gryphius (»Carolus Stuardus«, 1650), P. B. Shelley (»Charles I«, 1824, Fragment), V. Hugo (»Cromwell«, 1827), E. Raupach (»Cromwell«, Trilogie 1829-33), J. Drinkwater (»Cromwell«, 1922), in der Erzählkunst u. a. von W. Scott (»Woodstock«, 1826), in der Lyrik von E. Bulwer-Lytton (»Cromwells dream«, 1841) und T. Fontane (»Cromwells letzte Nacht«) behandelt.
 
Ausgabe: The writings and speeches of O. Cromwell, herausgegeben von W. C. Abbott, 4 Bände (1937-47).
 
 
H. Oncken: C. (21935);
 J. E. C. Hill: God's Englishman. O. C. and the English Revolution (London 1970);
 A. P. Fraser: C., the Lord Protector (New York 1973);
 
C., hg. v. I. Roots (London 1973);
 A. Woolrych: Commonwealth to protectorate (Oxford 1982);
 A. Woolrych: England without a king 1649-60 (London 1983);
 H. Kathe: O. C. (Berlin-Ost 1984).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
englische Revolutionen des 17. Jahrhunderts: Um Glaube und Recht
 
 2) Richard, englischer Staatsmann, * 4. 10. 1626, ✝ Cheshunt (bei Hertford) 12. 7. 1712, Sohn von 1); wurde 1658 Nachfolger seines Vaters als »Lord Protector«, ließ sich aber 1659 widerstandslos zum Rücktritt drängen. Nach der Restauration (1660) lebte er in Paris; 1680 kehrte er nach England zurück.
 
 
P. Lyon: Our gentleman. The life and times of R. C. (London 1979).
 
 3) Thomas, Earl (seit 1540) of Essex ['esɪks], englischer Staatsmann, * Putney (heute zu London) um 1485, ✝ 28. 7. 1540; von einfacher Herkunft, gewann nach dem Sturz Kardinal Wolseys (1529) die Gunst Heinrichs VIII., wurde Schatzkanzler, Generalvikar der englischen Kirche, Großsiegelbewahrer und Lordkämmerer; er plante die staatskirchliche Gesetzgebung des Königs und führte sie durch, bereicherte den Staat durch Auflösung der Klöster und wurde durch seine Verwaltungsreformen zum Begründer des modernen englischen Zentralstaates. Er fiel jedoch in Ungnade und wurde als angeblicher Verräter und Ketzer hingerichtet.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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